IKONOGRAPHIE

Bereits einen Tag vor dem Mauerbau am 13.08.1961 wurde die Brigade des 19-jährigen Grenzpolizisten Conrad Schumann von Dresden an die Berliner Sektorengrenze verlegt. Die Vorgänge in den darauffolgenden Tagen stimmen den jungen Grenzer nachdenklich. Am Nachmittag des 15. August wirkt er auf seinem Posten an der Bernauer-/Ecke Ruppiner Straße auffällig nervös, wie Zeitzeugen später berichten.

Am selben Tag kommt mit einem Frühzug aus Hamburg der ebenfalls 19-jährige Pressefotograf Peter Leibing nach Berlin, um über den Mauerbau zu berichten. Gerüchte führen ihn in die Bernauer Straße. An der Ecke Ruppiner Straße beobachtet er den auffällig nervösen Grenzsoldaten Conrad Schumann und hält instinktiv seine Kamera bereit. Als Conrad Schumann über den Stacheldraht springt, drückt Peter Leibing auf den Auslöser.

Das Foto „Sprung in die Freiheit“ ist am Tag darauf auf der Titelseite der BILD-Zeitung und verbreitet sich in Windeseile rund um den Globus mit der Botschaft: „Der DDR laufen die Truppen davon.“ Das Ergebnis des zufälligen Zusammentreffens der beiden 19-jährigen, Leibing und Schumann, wird zu einem Symbol des Kalten Krieges, einer fotografischen Ikone.

In den Jahren danach war das DDR-Regime bemüht, die Grenze immer solider und unüberwindbarer auszubauen bis hin zur letzten Form, der Grenzmauer 75. Deren markante, L-förmige Segmente, ursprünglich ebenfalls ein Symbol des Kalten Krieges, gelten heute als Symbol für die friedliche Revolution, für den Sprung in die Freiheit.

Peter Leibings Bildmotiv findet sich heute als Graffito im Stencil Stil auf zahlreichen noch erhaltenen Mauersegmenten in Berlin und darüber hinaus.

Sprung in die Freiheit