AUFBRUCH

Im Sommer 1979 besuchte Papst Johannes Paul II erstmals seine Heimat. Ermuntert durch seine Predigten, zeigte sich die polnische Gesellschaft danach wie ausgewechselt: Die Menschen verloren ihre Angst und erlebten sich erstmals wieder als Volk, das Unterstützung von ganz oben bekam.

Ein Jahr später waren die Lebensumstände der polnischen Arbeiter derart schwierig, dass die Ankündigung der Regierung, die Lebensmittelpreise zu erhöhen, das Fass zum Überlaufen brachte: Die Arbeiter gingen auf die Straße, um höhere Löhne zu fordern. Die Arbeiter der Lenin-Werft in Danzig schlossen sich am 15. August 1980 den Protesten an und besetzten ihre Werft. Anführer der Streikenden wurde der Elektriker Lech Walesa.

Am 31. August 1980 unterzeichneten Walesa und der polnische Vize-Premier Mieczyslaw Jagielski das Danziger Abkommen, mit dem erstmals in einem sozialistischen Land eine unabhängige Gewerkschaft zugelassen wurde und die Gründung der Gewerkschaft Solidarnosc möglich wurde. 

Auf Drängen Moskaus wurde ein Jahr später die Gewerkschaft jedoch verboten und deren Führer zeitweilig inhaftiert. Das Volk begehrte dagegen auf, Demonstrationen und Auseinandersetzungen waren die Folge. Die Regierung unter General Jaruzelski verhängte das Kriegsrecht, das erst zwei Jahre später wieder aufgehoben wurde. Solidarnosc wurde sogar erst im April 1989 wieder anerkannt.  

In der Rückschau waren diese Vorgänge in Polen ein erster Schritt, um die Machtbasis der Kommunisten ins Wanken zu bringen. Im Gedenken daran erhielt Johannes Paul II ein Mauersegment, das heute in den Vatikanischen Gärten steht. In Danzig steht neben dem Stück aus der Berliner Mauer eines von einer Mauer aus der Lenin-Werft, von der herunter Lech Walesa zu Widerstand und Protest aufgerufen hat.

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