AUSVERKAUF

„Das konzeptionelle Kunstwerk Kapitalistischer Realismus in Trondheim setzt sich auseinander mit der heutigen Ambivalenz zwischen Idealismus und Kapitalismus, zwischen der Verwaltung unseres historischen Erbes und neuen verführerischen Marktwerten. Man beurteilt heute Kulturinstitutionen an ihrem Marketing und Ihren Besucherzahlen – Künstler an ihrem Sinn für Entrepreneurship.

Das Trondheim Kunstmuseum Gråmølna, vor dem die sechs Mauerteile jetzt stehen, war früher Suppenstation für arme Hafenarbeiter und Polizeistelle. Heute ist das Hafengebiet verwandelt durch den Bau von Luxuswohnungen und dazugehörigen Bootsanlegestellen. Der Ort wurde von Gråmølna (Graue Mühle) zu Solsiden (Sonnenseite) umbenannt.

Die Berliner Mauer ist von einem Symbol des Kalten Krieges zu einem Symbol der Freiheit geworden. Der Fall der Berliner Mauer repräsentiert ein wiedervereinigtes Deutschland und ein vereintes Europa. Trotz des historischen Wertes der noch erhaltenen Berliner Mauer, und obwohl sie denkmalgeschützt ist, dürfen Großunternehmer Teile des Mauerdenkmals entlang der Spree entfernen.

Heute symbolisiert die Mauer, aus meiner Sicht nicht mehr die Freiheit, sondern die Käuflichkeit des Symbolwerts dieser Freiheit, wie eine Art Echo von sich selbst. Um diese Problematik zu verdeutlichen bin ich selbst Käufer der Mauer geworden und sozusagen ein Teil des Problems,“ erklärt Lars Ramberg.

Seit November 2018 steht die East Side Gallery unter Denkmalschutz. Eine weitere Zerstörung dieses Ensembles wird dadurch verhindert. Der Verkauf von Mauersegmenten aus anderen Beständen, der per se kein Problem ist, geht unterdessen weiter.

The Wall Net verbindet alle diese Facetten auf einer virtuellen Plattform und kehrt dadurch die grundlegende Symbolik der Berliner Mauer um: Was einst gebaut wurde, um an einem Ort eine Gesellschaft zu spalten, verbindet heute Menschen und Orte in aller Welt.

Die Aufstellung von Mauersegmenten, ob im kulturellen oder kommerziellen Umfeld und gerade auch außerhalb Deutschlands, ist stets mit einer Ergänzung der Symbolik verbunden. Denn die Reste der Mauer symbolisieren zunächst immer ihre eigene, gesamte Vergangenheit und darüber hinaus an jedem Standort die individuellen, damit verbundenen Aspekte einer gemeinsamen Geschichte.

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